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Allgemeine Anrechnungsempfehlung
Gutachtereinschätzung
Prof. Dr. André Niedostadek, LL.M.
Mediation ist ein überaus vielfälti-
ges Arbeitsfeld. Sie unterscheidet sich
aber auch hinsichtlich der Studien-,
Ausbildungs- und Weiterbildungsmög-
lichkeiten je nach Anbieter deutlich
voneinander; das gilt sowohl vom zeit-
lichen Aufwand als auch vom Inhalt her.
Sehr anschaulich zeigt sich das beim
Vergleich der hier zu untersuchenden
„Weiterbildung in Mediation auf Grund-
lage der der Gewaltfreien Kommunikati-
on nach Marshall B. Rosenberg“ mit dem
Studiengang „Master of Mediation“ der
FernUniversität in Hagen.
Divergierende Ansätze
Auffällig sind bereits verschiedene
Ansätze: Während der Masterstudien-
gang beispielsweise die Abgrenzung
der Mediation von herkömmlichen ju-
ristischen
Streitbeilegungsverfahren
verschiedentlich betont und zugleich
rechtliche Aspekte immer wieder eine
Rolle spielen, kommen entsprechende
Punkte in der damit zu vergleichenden
Mediationsausbildung, welche die Er-
wachsenenbildungsträger
Bildungs-
werk ver.di Niedersachsen und Ev.
Erwachsenenbildung in Kooperation
durchführen, im Grunde gar nicht vor.
Umgekehrt orientiert sich die Mediati-
onsausbildung nicht nur an der Gewalt-
freien Kommunikation nach Marshall B.
Rosenberg, sondern sie stellt sie deut-
lich in den Mittelpunkt und ist ganz
daran ausgerichtet – ein Aspekt, der im
Masterstudiengang wiederum nur am
Rande aufgegriffen wird.
Solche unterschiedlichen konzeptionel-
len Ansätze und Schwerpunktsetzun-
gen markieren zugleich die jeweiligen
Besonderheiten der beiden zu verglei-
chenden Mediationsangebote. Sie füh-
ren insoweit zu divergierenden Ausbil-
dungsinhalten und damit verbunden
in Teilen zu vergleichsweise geringen
inhaltlichen Überschneidungen. Beide
Lehrkonzepte unterscheiden sich damit
deutlich voneinander – das gilt vor al-
lem beim Vergleich der Mediationsaus-
bildung mit dem Masterstudiengang
(beim umgekehrten Vergleich sind die
Übereinstimmungen deutlicher). Man
könnte zusammenfassend auch formu-
lieren:
Bei der Qualifikation zum/r Media-
tor/in führen nicht nur viele Wege nach
Rom, sondern jeder, der sich auf den
Weg begibt, wird möglicherweise je-
weils ein ganz anderes Rom vorfinden.
Fehlende verbindliche Vorgaben
Für Außenstehende mag es auf den
ersten Blick verblüffend sein, dass es
je nach Lehrgang Mediator/inn/en mit
durchaus unterschiedlichen Qualifikati-
onen gibt. Im Ergebnis ist das aber gar
nicht überraschend, denn es fehlt bis-
her an verbindlichen Vorgaben dazu,
welche Inhalte eine Qualifikation zum/r
Mediator/in konkret zu umfassen hat.
Im Rahmen der Diskussion um das so
genannte Mediationsgesetz, das sich
gerade im Gesetzgebungsverfahren be-
findet, sind die Eckpunkte eines solchen
Qualifikationsrahmens allerdings immer
mehr in den Fokus gerückt. Der vom
Bundestag inzwischen beschlossene
Gesetzesentwurf sieht unter anderem in
§ 6 des neuen Mediationsgesetzes eine
Verordnungsermächtigung vor: Darin
wird das Bundesministerium der Justiz
ermächtigt, nähere Bestimmungen über
die Ausbildung zum zertifizierten Media-
tor und über die Fortbildung des zertifi-
zierten Mediators sowie Anforderungen
an Aus- und Weiterbildungseinrichtun-
gen zu erlassen. Der Rechtsausschuss
des Bundestages hat in seinem Bericht
zugleich bestimmte Ausbildungsinhal-
te konkretisiert (siehe BT-Drucksache
17/8058 vom 01. 12. 2011, S. 18 ff.). Es
steht zu vermuten, dass sich – wenn das
Mediationsgesetz erst einmal in Kraft
getreten ist – einzelne Ausbildungen
inhaltlich weiter annähern werden.Mög-
licherweise gilt das perspektivisch auch
für die beiden hier im Raume stehenden
Angebote.
Der Gutachter
Prof. Dr. André Niedostadek,
LL.M. ist Hochschullehrer für Wirt-
schafts-, Arbeits- und Sozialrecht
an der Hochschule Harz. Nach
dem Studium der Rechtswissen-
schaften an den Universitäten
Münster und Aberystwyth (Wales)
sowie einem Forschungsaufent-
halt an der Universität Cambridge
war er zunächst in verschiedenen
Funktionen im Bankensektor tätig,
bevor er 2008 an die Hochschule
wechselte. Seit fast 15 Jahren bil-
det speziell die Mediation einen
Schwerpunkt seiner Tätigkeit. Er
ist selbst ausgebildeter Mediator
(FernUniversität Hagen) und prak-
tiziert in diesem Bereich. Zugleich
ist er Autor und Herausgeber zahl-
reicher einschlägiger Fachveröf-
fentlichungen (unter anderem ei-
nes Praxishandbuchs Mediation).
Kontakt
Tel: +49 (0) 211/99548342
Anhang