Blended Learning-Kurs „Startklar fürs Studium“
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Gutachtereinschätzung
Dr. Elke Maria Clauss
Heute gehört es zum Selbstver-
ständnis jeder Schule und Hochschule
und jeder Fort- und Weiterbildung, die
Vermittlung von Schlüsselkompetenzen
zur unabdingbaren Qualifikation zu er-
klären und entsprechend in ihr Lehrpro-
gramm aufzunehmen.
Dies ist auch bei dem Blended Lear-
ning-Kurs „Startklar fürs Studium“ der
Volkshochschule Göttingen sowie bei
ausgewählten Modulen des berufs-
begleitenden
Bachelor-Studiengangs
„Business Administration in mittelstän-
dischen Unternehmen“ der Carl von
Ossietzky-Universität der Fall.
Während jedoch der Studiengang die
Vermittlung von Schlüsselkompeten-
zen zum einen mit Fachinhalten in
einzelne Module integriert, aber auch
zusätzlich fachübergreifende, additive
Module anbietet – also beide Formen
vertritt –, arbeitet die Weiterbildung
allein mit dem generalistisch fach-
übergreifenden Prinzip. Dies mag sich
aus der Zielgruppe erklären, denn die
Weiterbildung ist für Studiengänge der
Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
konzipiert und auf Studieninteressierte
mit beruflicher Qualifikation oder ei-
nem ausländischen Bildungsnachweis
ausgerichtet.
Das Gleiche gilt auch umgekehrt: Je ak-
ribischer und detailgenauer die Weiter-
bildung grundlegende, für das Studium
zu nutzende Fertigkeiten wie Lern- und
Lesetechniken, Argumentationsaufbau
und das Schreiben studienspezifischer
Textsorten verfolgt, desto geringere
Überschneidungen mit der Universität
zeigen sich.
Auf der einen Seite wird also kleinschrit-
tig erarbeitet, was auf der anderen Seite
als selbstverständliche Voraussetzung
gilt. Dies mögen einige Beispiele ver-
deutlichen: Geht es dem universitären
Angebot um kommunikatives Verhalten,
dann in Verbindung mit betrieblichen
Aspekten wie Verhandlungs- oder Mitar-
beitergespräch. Auch der Weiterbildung
geht es um kommunikatives Verhalten,
allerdings in Richtung der Grundlagen
von argumentativem Sprechen resp.
Schreiben im Studium. Nimmt sich die
Universität die Leitung von Gruppen
zum Thema – damit auf die betriebliche
Praxis setzend –, so verfolgt die Weiter-
bildung die Präsentation vor einer Grup-
pe, nämlich die Vortragssituation im Se-
minar.
Das heißt, es geht – dem Kurstitel fol-
gend – um Basiswissen für einen mög-
lichst klaren und reibungslosen Start ins
Studium bei gleichzeitiger Diversität der
Interessenten. Hier kann die Universi-
tät mit ihrer eindeutigen betriebswirt-
schaftlichen Ausrichtung und der spe-
zifischen beruflichen Vorerfahrung ihrer
Studierenden natürlich luxuriöser, also
zielgenauer verfahren.
Die unterschiedlichen Startbedingun-
gen prägen die konzeptionellen Ansätze
und Schwerpunktbildungen. Generell
sind beim Vergleich zwischen universi-
tärem und Weiterbildungsangebot fol-
gende Tendenzen zu verzeichnen: Je
spezifischer das universitäre Modul auf
das Studienfach und die berufliche Vor-
erfahrung der Studierenden konkret
eingeht, desto weniger Übereinstim-
mungen mit der Weiterbildung sind
feststellbar.
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