34
Allgemeine Anrechnungsempfehlung 
Gutachtereinschätzung
Dr. Elke Maria Clauss
Betriebliche Führung ist auf Kommu-
nikation angewiesen, zugleich ist Kom-
munikation ein Instrument betrieblicher
Führung.Ob Aufgaben- oder Mitarbeiter-
orientierung, ob Konfliktlösungsstrategi-
en, interaktionelle Prozesse oder emotio-
nale Intelligenz und Führung von unten
– die früher eher vernachlässigten sog.
„weichen“ Faktoren haben das betriebs-
wirtschaftliche Interesse geweckt. Deut-
lich zeigt sich dies beim Vergleich der zu
untersuchenden Weiterbildung „Frauen
in Führung“ (FiF), die vom Bildungswerk
ver.di angeboten und durchgeführt wird,
mit ausgewählten Modulen des berufs-
begleitenden
Bachelor-Studiengangs
„Business Administration in mittelstän-
dischen Unternehmen“ der Carl von Os-
sietzky Universität Oldenburg.
Zunächst muss innerhalb des Bachelor-
Studiengangs differenziert werden: Die
Wahlpflichtmodule mit 8 KPs (z.B. Hu-
man Resource Management, Führung
und Kommunikation) vermitteln eine
solide Theoriebasis mit breiten theore-
tischen und begrifflichen Grundlagen.
Trotzdem zeigen die Texte mit exem-
plarischen Situationen und Aufgaben-
stellungen den Anspruch auf Praxisbe-
zug. Sehr hilfreich für die Studierenden
ist der umfangreiche Anhang, in dem
Internetadressen, Literaturverzeichnis,
Glossar, Schlüsselwörter und Lernkon-
trollen den Studierenden nötige Hilfe-
stellungen geben. Andere Strukturen
zeigen die Professionalisierungseinhei-
ten aus dem Wahlpflichtbereich mit 2
KPs. Da gibt es zum einen solche, die be-
tont praxisnah und aspektorientiert
knappe Textvorlagen und eine Vielzahl
von Anleitungen für berufliche Modell-
situationen bereit stellen. Zum anderen
werden Module mit Reader-Konzeptio-
nen angeboten, die mit Textausschnit-
ten der neueren Fachliteratur Aspekte
des gegebenen Themas differenziert
beleuchten. Diese sind nicht verbindli-
che Lektüren mit teilweise recht hohem
Niveau. Je nach Autoreninteresse zeigen
die Module mit 2 KPs ein weites Spekt-
rum von didaktisch aufbereitetem Ma-
terial bis hin zur reinen Textwiedergabe
resp. Auflistung.
Für die auf elf Präsenzseminare angeleg-
te Weiterbildung sind Praxisnähe und
Teilnehmerorientierung obligatorisch.
Gerahmt von einem Einstiegs- und ei-
nem Abschlussseminar, in denen der
Titel „Frauen in Führung“ umfassender
reflektiert wird, widmen sich die weite-
ren Seminare den Themen Kommunika-
tion, Moderation, Konfliktmanagement,
Teamarbeit, Stimm- und Sprechtraining,
Zeitmanagement
und
verschiede-
nen Präsentationsformen. Neben dem
deutlichen Schwerpunkt Führung und
Kommunikation nimmt das Seminar
„Controlling für Nicht-Kauffrauen“ eine
Sonderrolle einmit demZiel,Grundlagen
kaufmännischer Standards zu vermitteln.
Insgesamt lebt die Weiterbildung von
der Präsenz der aus unterschiedlichen
Berufen kommenden Teilnehmerinnen.
Das zur Verfügung gestellte Material ist
i.d.R. didaktisch aufbereitet und zeigt die
Komplexität betrieblichen Miteinanders
an ausgewählten Übungsbeispielen.
Schon diese Charakteristika zeigen, wie
sich die Lehrkonzepte voneinander
unterscheiden. Deutlich wird dies auf
universitärer Ebene beispielsweise am
Modul „Human Resource Management“,
das nur geringe Überschneidungen zur
Weiterbildung aufweist. Umgekehrt
zeigen sich für die Weiterbildung „Kon-
fliktmanagement“ kaum Entsprechun-
gen im Universitätsangebot. Ist dies auf
universitärer Ebene durch die theore-
tische und fachliche Komplexität des
Moduls begründet, so verweist die Wei-
terbildung auf eine thematische Lücke
des universitären Angebotes. Ein hohes
Maß an Übereinstimmung besteht da-
gegen häufig dann, wenn die konkrete
interne Unternehmenskommunikation
mit ihren zwischenmenschlichen Aspek-
ten thematisch wird. Hier gibt es große
Überschneidungen in Inhalt und Niveau.
Insgesamt sind, trotz unterschiedlicher
konzeptioneller Ansätze, die Überein-
stimmungen erstaunlich hoch. Das
spricht auf universitärer Ebene für eine
auch um Praxisorientierung bemühte in-
haltliche Aufbereitung, und umgekehrt
zeigt die Weiterbildung ein hohes Maß
an inhaltlicher Differenzierung.
Die Gutachterin
Dr. Elke Maria Clauss ist Gym-
nasiallehrerin, Mediatorin und
Lehrbeauftragte der Carl von Os-
sietzky Universität in Oldenburg.
Nach dem Studium der Germanis-
tik und Geschichte in Göttingen
und Oldenburg Lehrerfahrungen
in Schule und Hochschule: Dozen-
tin für Deutsch als Fremdsprache,
Dozententätigkeit für das Zent-
rum für Wissenschaftliche Wei-
terbildung der Carl von Ossietz-
ky Universität Oldenburg, Freie
Mitarbeiterin für Radio Bremen,
Mentorin der FernUniversität Ha-
gen,
Kommunikationstrainerin
mit Schwerpunkt Kommunikation
und Konfliktlösung für verschie-
dene Institutionen und Firmen.
Publikation im Bereich Kommu-
nikation: „Praktische Rhetorik für
Studierende“ (zus. mit Lucia M.
Licher, Oldenbourg Verlag, Mün-
chen, Wien 1997).
Anhang
1...,24,25,26,27,28,29,30,31,32,33 35,36,37,38,39,40